Neujahrsgruß des Landrates 2024 

Sehr geehrte Einwohnerinnen und Einwohner, liebe Leserinnen und Leser,

das Jahr 2023 endete in unserem Landkreis vielerorts mit einer verheerenden Hochwasserlage - viele Einwohner sind betroffen, hunderte Einsatzkräfte haben ihr Möglichstes getan, um die Lage zu beherrschen - insbesondere Ihnen möchte ich alles Gute, Gesundheit und Kraft für das neue Jahr wünschen!  

Gerade an Weihnachten mit einem solchen Hochwasser zu kämpfen, war herausfordernd für alle Einsatzkräfte der Feuerwehren, des THW und der Hilfsorganisationen, für die Städte und Gemeinden und natürlich für die Menschen, deren Zuhause betroffen war. Die Zusammenarbeit der Einheiten hat gut funktioniert und war von großer gegenseitiger Unterstützung geprägt – nicht nur übergreifend in unserem Landkreis, sondern auch aus den Nachbarkreisen. Dieser intensive, tagelange Einsatz ist eine herausragende Leistung, der ich größten Respekt zolle. Mein Dank und meine Hochachtung gehen deshalb insbesondere an alle ehrenamtlichen Einsatzkräfte und alle Menschen, die in dieser schwierigen Situation ihre Hilfe angeboten haben - ein deutliches Zeichen für den so wichtigen Zusammenhalt unserer Gesellschaft, der leider nicht mehr immer spürbar ist.

Glücklicherweise waren bei unserer Hochwasserlage keine Menschenleben zu beklagen und das ist auch dem umsichtigen Handeln aller Beteiligten zu verdanken. Diese schwierige Einsatzlage hat auch wieder einmal gezeigt, wie wichtig eine gute technische Ausstattung vor Ort ist. Im Katastrophenschutzlager Nordthüringen, das wir als Landkreis in Nordhausen betreuen, waren beispielsweise ausreichend Sandsäcke verfügbar. Und erst kurz vor Weihnachten haben wir unseren neuen Gerätewagen Logistik für das Katastrophenschutzlager übernommen, der jetzt bereits im Einsatz war. Die Anschaffung dieses Transportfahrzeugs hat das Land Thüringen zur Hälfte gefördert – ein weiteres Beispiel für die Unterstützung des Freistaats, ohne die es dem Landkreis nicht gelungen wäre, den überörtlichen Brand- und Katastrophenschutz mit den erforderlichen Fahrzeugen und Technik auszustatten.

Nicht nur der Ausgang des vergangenen Jahres hat uns gefordert – ein wesentliches Thema, das uns in der Landkreisverwaltung über das Jahr 2023 hinweg begleitet hat, war die Unterbringung von Geflüchteten. Der Krieg in der Ukraine wirkt sich weiter auch auf unseren Landkreis aus – aktuell leben fast 2100 Menschen aus der Ukraine bei uns, hinzu kommen rund 300 Asylsuchende aus anderen Staaten, die wir 2023 in unserem Landkreis aufgenommen haben. Durch die bereits bestehende hohe Belegung unserer Gemeinschaftsunterkünfte und die fehlenden freien Kapazitäten auf dem Wohnungsmarkt mussten wir nach neuen Alternativen für die Unterbringung suchen. Es ist uns gelungen, keine Turnhallen zu belegen, der Schul- und Vereinssport musste nicht eingeschränkt werden. Dennoch mussten wir leider viele Anfeindungen bei der Suche nach neuen Unterkünften erleben – als Landrat kann ich nur immer wieder betonen, dass es als Verwaltung unsere Aufgabe ist, die Menschen adäquat unterzubringen, die weltweite Flüchtlingssituation können wir vor Ort nicht lösen. Ich habe nie einen Hehl aus meiner Kritik an der Landesregierung in Fragen der Flüchtlingspolitik gemacht, hier läuft vieles nicht optimal. Insofern freut mich die Unterstützung des Landes beim Umbau der Gemeinschaftsunterkünfte in Sülzhayn, wodurch sich die Wohnbedingungen und die Situation im Ort insgesamt weiter verbessern werden.

Die angespannte politische und wirtschaftliche Lage hat sich leider auch weiterhin auf unsere Investitionsvorhaben ausgewirkt und zu deutlichen Kostensteigerungen und Verzögerungen im Baubeginn bzw. -fortschritt geführt. So wird nun erst in diesem Jahr der Neubau der Grundschule Ilfeld beginnen, nachdem u.a. noch offene Fragen im Hinblick auf den Denkmalschutz am neuen Standort des einstigen Klostergelände geklärt werden mussten. Die Innensanierung der Grundschule Sollstedt sowie des Turnraums wollen wir Mitte des Jahres abschließen, so dass die Schüler zu Beginn des Schuljahres 2024/25 aus Niedergebra in das rundum modernisierte Schulgebäude ziehen können. Der Spielplatz und die Außensportanlagen werden anschließend gemäß dem verbindlichen Finanzierungsplan des Fördermittelgebers bis 2025 fertiggestellt.

Im September konnten wir auch endlich den offiziellen Baustart der neuen Sporthalle am Humboldt-Gymnasium vollziehen. Lange mussten wir beim Fördermittelgeber für den Totalabriss der alten Sporthalle kämpfen, die ursprünglich geplante Sanierung war ebenso wie beim Hauptgebäude aufgrund der maroden Bausubstanz nicht möglich. Bis zum Frühjahr 2025 wollen wir nun den Neubau mit einem Gesamtvolumen von rund 4,7 Millionen Euro realisieren, hinzu kommen die Außensportanlagen u.a. mit einer 100-Meter-Laufbahn, einer Kugelstoß- und Weitsprunganlage sowie einem Kleinspielfeld. Bis Mai werden wir die Sanierung der Turnhalle des Berufsschulzentrums in der Straße der Genossenschaften abschließen. Die Sporthalle wurde bis auf den Rohbauzustand entkernt und anschließend völlig neu ausgestattet. Allein die Sanierung dieses Bestandsobjekts kostet rund 2,9 Millionen Euro - für uns als Schulträger sind deshalb Sanierungs- und Neubauvorhaben eine finanzielle Herausforderung, die nur Schritt für Schritt und mit Unterstützung des Landes Thüringen möglich sind. Gleichwohl investieren wir laufend in unseren Schulen, sei es im Brandschutz, in Werterhaltungsmaßnahmen oder in Millionenhöhe über den Digitalpakt.  

Grünes Licht erhielten wir zum Jahresende vom Fördermittelgeber für den Neubau von zwei straßenbegleitenden Rad- und Gehwegen zwischen Buchholz und Herrmannsacker sowie Nohra/Hünstein und Wollersleben, in diesem Abschnitt wird zugleich die Kreisstraße K 34 für rund 665.000 Euro grundhaft saniert, gefördert vom Land Thüringen mit 556.000 Euro. Die Gesamtkosten der Radwege von rund 1,26 Millionen Euro werden mit 90 % der zuwendungsfähigen Ausgaben über das Bundes-Sonderprogramm „Stadt und Land“ gefördert – gerade noch rechtzeitig vor der Haushaltssperre auf Bundesebene haben wir den Förderbescheid erhalten. Doch auch hier war eine langwierige Antragsprozedur erforderlich – ein bürokratischer Aufwand, der leider bei all unseren Investitionsvorhaben die Verwaltungsarbeit zusätzlich erschwert. Bis Ende des Jahres wollen wir die neuen Wegeverbindungen fertigstellen und damit einen weiteren Abschnitt des Radwegekonzeptes, das der Kreistag im letzten Jahr beschlossen hat, realisieren. Weitere Straßensanierungen sind bereits in Planung, so hat das Land beispielsweise die Sanierung des Abschnitts Mauderode-Hörningen bereits in den Programmrahmen 2024 aufgenommen.

Auch im Albert-Kuntz-Sportpark gehen die Arbeiten weiter, bis April wird das Sozialgebäude umfassend saniert. Auch hier waren aufgrund der mangelhaften Gebäudesubstanz mehr Maßnahmen erforderlich als ursprünglich geplant. Das sanierte Sozialgebäude u.a. mit neuen Umkleiden und Sanitäranlagen wird die Trainings- und Spielbedingungen für alle Mannschaften im Jugend- und Erwachsenenbereich deutlich verbessern, ebenso wie die geplante Erneuerung des Hauptspielfeldes sowie des Kunstrasenplatzes. Bei der neuen Haupttribüne ist der Rohbau abgeschlossen, nun beginnt der Innenausbau.

Im Harzer Hexenreich mussten die Arbeiten nach dem frühen Wintereinbruch in Rothesütte eher pausieren als geplant – die noch fehlende Decke im Erdgeschoss wird eingebaut, sobald die Witterung es zulässt. Aktuell läuft die Werkplanung für den Stahlbau, also das Gerüst und die Stahlröhre unseres Aussichtsturmes in Form des größten Hexenbesens der Welt. Ebenso werden die anderen Fachplanungen fortgeführt. Ziel ist es weiterhin, bis Ende 2024 den Aussichtsturm mit der interaktiven Ausstellung zu eröffnen. Seit Anfang November läuft auch der Breitbandausbau in den Fördergebieten, angefangen in Harztor und Ellrich. Mehrere Kilometer Glasfaserleitungen sind bereits verlegt. Im von Bund und Land geförderten Breitbandprojekt werden mehr als 2.500 Haushalte, Unternehmen und weitere Einrichtungen voraussichtlich bis zum Jahresende mit Glasfaser versorgt.

Es sind nicht nur die Investitionen, die mich stolz auf das Erreichte zurückblicken lassen. Auch 2023 gab es viele Veranstaltungen und Ereignisse, an die ich mich gern erinnere. Als nur ein Beispiel möchte ich die Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde unseres Landkreises mit dem polnischen Landkreis Gostyń nennen. Seit 2019 bauen wir unsere Kooperation kontinuierlich aus und konnten gemeinsam schon verschiedene Projekte realisieren, von denen besonders Kinder und Jugendliche profitiert haben. Dies gilt auch für die Schulsozialarbeit, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum gefeiert hat. 2013 startete das Landesprogramm an neun Regelschulen sowie im Berufsschulzentrum, inzwischen ist die Schulsozialarbeit an 24 Schulen etabliert. Der Kreistag hat sich ausdrücklich für eine Stärkung der Schulsozialarbeit und eine Fortführung im bisherigen Umfang ausgesprochen. Da der Landtag den Haushalt für 2024 beschlossen hat, ist auch die erforderliche Finanzierung abgesichert – für diese und viele weitere Aufgaben unseres Landkreises. Vor uns liegt ein spannendes Wahljahr, denn nicht nur der Thüringer Landtag, auch unser Kreistag, Städte- und Gemeinderäte und einige Bürgermeister werden neu gewählt. Damit erfolgen für uns wichtige politische Weichenstellungen, die sich unmittelbar auch auf unsere Arbeit auf Landkreisebene auswirken werden – nicht nur in der Bereitstellung von Fördermitteln. Ich kann deshalb nur alle dazu aufrufen, ihr Wahlrecht zu nutzen.

Das Jahr 2024 startet in Nordhausen wieder mit einem großen Sportereignis, auf das ich mich sehr freue: Am 28. Januar sind beim Nordhausen-Indoor wieder die weltbesten Kugelstoßer in unserer Wiedigsburghalle am Start. Auch dieser Wettkampf wäre wie so viele weitere in unserer Region nicht ohne ein großes ehrenamtliches Team möglich. Ich bin allen Menschen dankbar, die sich für unseren Landkreis engagieren – nicht nur im Haupt-, sondern vor allem im Ehrenamt in den vielen Vereinen, beispielsweise für kulturelle Veranstaltungen wie im anstehenden Karneval, die sich wieder zur Wahl in ihrem Gemeinderat oder im Kreistag aufstellen und sich so politisch für ihre Heimat einsetzen, die den Brand- und Katastrophenschutz absichern, aktiv in der Kirche sind, sich sozial engagieren und vieles mehr. Mein Dank gilt ebenso allen Unternehmern, die unseren Wirtschaftsstandort voranbringen und damit Arbeitsplätze sichern. Sie alle gemeinsam leisten Wertvolles und machen unseren Südharz zu einer starken Region!

Mit den besten Wünschen für das Jahr 2024,
Ihr
Matthias Jendricke
Landrat des Landkreises Nordhausen

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