Landrat diskutiert Impfpflicht mit Ostbeauftragten
Zur Diskussion um eine mögliche Corona-Impfpflicht hat sich gestern Landrat Matthias Jendricke mit dem neuen Ostbeauftragten Carsten Schneider im Bundeskanzleramt ausgetauscht. Der neue Staatsminister und Bundesbeauftragte für Ostdeutschland hatte den Nordhäuser Landrat nach Berlin eingeladen, nachdem Jendricke ihn zu diesem Thema angeschrieben hatte.
Carsten Schneider, der seit 1998 Thüringer Bundestagsabgeordneter ist, verwies im Gespräch auf die anstehenden Debatten im Parlament zu der Frage, ob und wenn ja wie eine Impfpflicht eingeführt werden könnte. Dabei spiele auch die Perspektive der Praktiker vor Ort eine wichtige Rolle. Deshalb hatte der Ostbeauftragte den Nordhäuser Landrat zu einem Austausch eingeladen. „Ich bin ein entschiedener Befürworter von Impfungen, allerdings stehe ich einer Umsetzung der Impfpflicht skeptisch gegenüber“, verdeutlichte Matthias Jendricke seine Position. „Eine solch komplexe Fragestellung muss man bis zum Ende durchdenken - und das Ende sind immer wir auf der kommunalen Ebene vor Ort.“
Der Landrat gibt zu bedenken: Weder würden Ärzte Menschen gegen ihren Willen impfen, noch würden Bußgelder zwangsläufig zur gewünschten Einsicht führen. „Aus meiner Sicht ist weiterhin die vordringliche Aufgabe, die Menschen zu erreichen und vom Nutzen einer Impfung zu überzeugen“, sagte Jendricke. „Neben der bereits beschlossenen Impfpflicht im medizinischen Bereich sowie bei der Bundeswehr kann ich mir vorstellen, die Impfpflicht für alle Beamten einzuführen. Beamte haben sich dienstlich dem Staat besonders verpflichtet und daraus ergeben sich eben auch entsprechende Dienstpflichten - ähnlich wie schon bei den Soldaten. Aber für die breite Bevölkerung halte ich aktuell eine Impfpflicht für nicht umsetzbar.“
Der Landkreis Nordhausen hat mit gut 70 % nach Erfurt und Weimar die höchste Quote an Zweitimpfungen in Thüringen, zudem sind rund 40 % der Landkreisbevölkerung bereits geboostert. „Ich freue mich über diese hohe Impfbereitschaft bei unseren Einwohnerinnen und Einwohnern. Dies spiegelt sich auch in unseren durchweg im Vergleich niedrigeren Infektionszahlen wider“, so Jendricke. „Aber die Omikron-Welle wird auch vor unserer Region nicht Halt machen, weshalb ich nur weiter für das Impfen und Boostern werben kann. Aktuell ist es zudem meist problemlos möglich, auch kurzfristig in den Arztpraxen einen Impftermin zu bekommen.“